Die Ringelgans

Die Ringelgans   (Branta bernicla)                     
Die Ringelgans ist die kleinste der Meergänse. Ihren Namen verdankt sie dem weißen Streifen, der sich nahe unterm Kopf fast zu einem Ring schließt. Sie wird ca. 58 cm groß und hat ein Gewicht bis zu 1,5 kg. Das Weibchen ist meist um 150 Gramm leichter. Ihre Flügelspannweite kann bis zu 120 cm betragen. Sie kann bis 20 Jahre alt werden. Der markante „r´rott - r´rott “  Ruf hat der Ringelgans hier den Namen „Rottgans“ eingebracht.

Verbreitung / Zugverhalten
Die Ringelgans, ist ein Zugvogel.
Sie brütet im arktischen Eurasien und in der Arktis Nordamerikas (Grönland, Spitzbergen, Alaska und Kanada). Im Herbst treten sie die 7000 km weite Reise ins Winterquartier, bis an die Küsten Frankreichs, Englands und den Niederlanden an. Da sie diese große Strecke nicht ohne Zwischenstop bewältigen können, sind sie auf das Wattenmeer, als reichhaltige Nahrungsquelle angewiesen. Wenn es nicht zu kalt wird, überwintert auch eine große Anzahl hier. In unserem Wattenmeer sind sie in großer Zahl von März bis Mai und von September bis Oktober zu beobachten. Ringelgänse sind sehr standorttreu, sie kommen jedes Jahr wieder in das gleiche Brut-, sowie auch ins das gleiche Rastgebiet, welches sie schon von ihren Eltern gezeigt bekommen haben. Ringelgänse fliegen immer in Formationen. Eine Unterscheidung von anderen Gänsen, aufgrund der Form der Flugformation ist nicht möglich.

Fortpflanzung
Die Ringelgans baut sofort nach ihrer Ankunft im Brutgebiet, wo der Schnee erst grade geschmolzen ist, ein Nest, aus Gräsern, Flechten, Moos und Daunen in einer flachen Mulde. Das Weibchen legt 3 bis 5 Eier, die sie alleine 24 bis 26 Tage bebrütet. Nach 24 Tagen schlüpfen die Küken, die Nestflüchter sind, und somit das Nest sofort selbstständig verlassen können. Die Aufzucht der Jungen, die mit 40 Tagen flugfertig sind, teilen sich beide Eltern. Die Familie bleibt zusammen und sie treten auch gemeinsam die Reise zum Winterquartier an. Meist bleibt die ganze Familie auch da noch bis zum Frühjahr beieinander.

Nahrung
Die Ringelgans ist ein reiner Vegetarier. Sie vertilgt enorme Mengen, denn nur etwa ein Drittel davon kann tatsächlich verdaut werden. Alle paar Minuten kommt hinten „etwas“ raus ! Seegras, Oueller, Grünalgen, Moose und Kräuter sind die Hauptnahrung, aber auch Gras und Saatflächen des Binnenlandes werden genutzt.
Erwachsene Ringelgänse trinken Salzwasser, das Salz können Sie über spezielle Drüsen am Kopf wieder ausscheiden. Jungvögel sind auf Süßwasser angewiesen.

Besonderheiten
Nachdem die Jagd auf Ringelgänse stark eingeschränkt, oder ganz verboten wurde, erholen sich die Bestände wieder. In den letzten 30 Jahren hat sich der Bestand fast verzehnfacht. Auch der besondere Schutz in unserem Nationalpark Wattenmeer hat zu dieser positiven Entwicklung beigetragen, da dieser den Ringelgänsen eine störungsarme und jagdfreie Saison gewährt. Nun gehören. die 90.000 bis 150.000 Vögel, die jedes Jahr ins Wattenmeer kommen, erfreulicherweise wieder zu unserem Landschaftsbild.

Wussten sie ….

  • dass die Ringelgänse, wie alle Gänse in lebenslanger Einehe leben ?
  • dass um 1930 der Bestand von Ringelgänsen aus verschiedenen Gründen, wie Bejagung, Sammeln der Eier sowie ein Absterben des Seegrases (durch eine Pilzinfektion) fast ganz zusammengebrochen war?
  • dass zusätzlich zu Beginn der 30er Jahre nach Sibirien verbannte Strafgefangene entscheidend zum Rückgang der Art beigetragen haben sollen, weil sie sich von den in der Mauserzeit flugunfähigen Ringelgänsen, sowie von deren Eiern in großen Mengen ernähren mussten?
  • dass es auch jetzt noch in Nordeuropa üblich ist, die Eier der Ringelgans zu sammeln und zu verzehren, was den Bruterfolg entsprechend mindert?
  • Ringelgänse für Landwirte zunehmend zu „Problemvögeln“ werden, weil sie sich, wegen des Entzuges ihrer natürlichen Weideflächen (Eindeichung von Salzwiesen), immer mehr auf landwirtschaftliche Nutzflächen begeben ? Heute wird mancherorts eine Entschädigung an die Bauern gezahlt, deren Höhe durch die Anzahl der „Kotwürstchen „ auf den Wiesen ermittelt wird.
  •  dass sie ihr Leben außerhalb der Brutzeit in großen Schwärmen mit mehreren Familienverbunden verbringen?
  • dass sie wegen des ständigen Nähe zum Meer auch Meeresgans genannt wird?
  • dass Ringelgänse auf Bäumen wachsen? - Da (im Mittelalter) niemand Ringelgänse brüten gesehen hatte, dachte man, die Ringelgans wächst in fernen Ländern an Bäumen. Die Mönche machten sich den Volksglauben zu Nutze und deklarierten Ringelgänse zur Fastenspeise, da sie ja „vegetarischer Herkunft“ waren. Erst ein Verbot des Pabsts beendete diese Fastengewohnheit?

    Besonders auf der Wattwandeung im Frühjahr, sowie im Herbst, werden wir diese schönen Tiere beobachten können, sie sind dann massenweise hier zu Besuch!